Alltag einer Prostituierten
Ich nahm den Bus, der um diese Zeit an dieser Station noch relativ leer war, setzte mich in eine der vorderen Reihen, direkt am Gang. Bekanntlich ist die Beinfreiheit in den Bussen arg beengt. Ich musste die Beine deshalb etwas schräg stellen. Und dabei rutschte der Rock noch etwas höher. Man konnte ohne Weiteres an mir vorbeikommen, aber ein paar Herren gelang es wohl doch nicht. Sie streiften beim Vorbeigehen meine Beine, versehentlich, natürlich. Vier oder fünf Stationen später war der Bus dann fast überfüllt.
Einige Fahrgäste sind höflicher, andere nicht. Als ich bemerkte, dass niemand einem wirklich hilfebedürftigen Herrn seinen Platz anbot, stand ich auf, und er konnte sich setzen. Ich hatte ja nur noch wenige Stationen zu fahren und stand nun im Mittelgang, im Gedränge. Jemand schob sein Knie vor, und ich spürte es zwischen meinen Schenkeln. Ein anderer (oder war’s derselbe?) strich mir mit der Hand über die Hüfte und schob dabei meinen Rock etwas höher. Was sollte ich machen? Etwa laut schreien und damit die anderen erst richtig aufmerksam machen? Es waren ja nur noch wenige Stationen…
Ich versuchte, mir schon mal den Weg zum Ausgang zu bahnen. Aber sie folgten mir, waren es drei? Oder gar vier? Sie schirmten mich mit ihren Körpern ab gegen die Blicke der anderen Fahrgäste. Ich kämpfte dagegen an, verzweifelt, aber ich spürte die immer stärker werdende Erregung. Fast wünschte ich den Moment herbei, dass man mich endlich…, ich atmete schwer…, und dann die Männer um mich herum…sie drängten sich dicht an mich, was im überfüllten Bus wohl niemandem auffiel.
„Die Alte ist reif!“
Ich hörte es sehr wohl, obgleich der Kerl sehr leise sprach.
„Lange keine Frau mehr im Bett gehabt“.
Sie sprachen über mich! Ich entschied mich spontan, an der nächsten Station auszusteigen, bevor die Situation eskalierte. Niemand von den zahlreichen Fahrgästen griff ein.
In dem Moment, als ich an den Typen vorbeigehen wollte, schob einer von ihnen sein Bein vor. Gerade als ich ihn mit einem größeren Schritt passieren wollte, hob er sein Knie leicht an. Mit dem linken Bein war ich bereits an ihm vorbei, aber das rechte konnte ich nicht nachziehen. Er hinderte mich daran mit seinem vorgeschobenen Knie. Ich konnte nicht weitergehen. Und mein Rock rutschte dabei immer höher. Mir war bewusst, dass der Saum der Halterlosen jetzt sicher unter dem Rock hervor blitzte.
Ich konnte mich befreien. An der nächsten Haltestelle verließ ich den Bus. Aber wahrscheinlich wäre es besser gewesen, im Bus zu bleiben! Dort waren zumindest noch andere Fahrgäste. Aber jetzt war es zu spät. Denn unmittelbar bevor der Bus wieder anfuhr, sprangen die jungen Männer ebenfalls heraus aus dem Bus. Sie folgten mir.
„Sagt mal, kennen wir die nicht? Ich weiß nicht, woher, aber mir ist so…“
Sie tuschelten miteinander, laut genug, dass ich es mitbekam. Dabei beobachteten sie mich ständig.
„Ehrlich? Ist sie wirklich die…“
Er brach ab.
Ich hatte mir die Gesichter vorher nicht genau angesehen. Aber sie waren mir völlig unbekannt.
„Hör mal, Süße – Dorothea, so heißt du doch, oder?“
Sie kannten also meinen Namen. Aber was hatten sie über mich in Erfahrung gebracht?.
Natürlich war mir klar, was die Typen damit erreichen wollten - vor allen Dingen, was sie von mir wollten Und ich wusste nicht, wie ich sie davon hätte abbringen können. Allerdings musste ich mir auch über die möglichen Konsequenzen im Klaren sein. Mein Mann wusste nichts von meinem…Tun. Aber da ist noch der Kleine. Und das wäre fatal, wenn er etwas erführe. Aber würden diese Typen nicht so oder so tratschen? Ich musste Zeit gewinnen.
„Geht lieber nach Hause, bevor ich euch anzeige.“
Das war keine gute Idee!
Einer von ihnen näherte sich mir.
„Hör mal zu, Du willst jetzt doch sicher einen Deiner Spaziergänge unternehmen, oder? Wir kommen mit!“.
Sie wussten mehr, als mir lieb sein konnte. …und jetzt stand ich an einer Haltestelle, auf halbem Weg.…
„Du wirst wohl den nächsten Bus nehmen müssen…!“
Sie grinsten.
„Los, kommt jetzt, irgendwann schnappen wir sie uns“. Sie überquerten die Straße und erreichten gerade noch den Bus in die entgegengesetzte Richtung. Und ich hatte endlich Ruhe vor denen, so hoffte ich.
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Eine Freundin von mir liebte es, nur mit Kleid und Schuhen unterwegs zu sein. Sie hat sich allerdings erfolgreich gewehrt, wenn ihr jemand blöd gekommen ist. Was selten der Fall war. - Lese gern mehr von dir.